Kurz durch Ungarns Weite *


(* Bevor der Titel zu Irritationen führt; der abgesetzte österreichische Kanzler war selbstverständlich nicht dabei.)


Auch die Fahrt durch Ungarn wird eher ein Kurztrip, was sicher nicht daran liegt, dass uns das Land nicht gefällt, sondern dem Umstand geschuldet ist, dass es zu Beginn sehr viel regnet und wir zudem die endlose Weite im Hortobágyi-Nationalpark auch vom Auto aus genießen.




`Dolce Vita´ bei Blitz und Donner
Eger ist unsere erste ungarische Stadt. Laut Internet und dem Bericht eines netten Camper-Pärchens, das wir bei Palcmaská Masa getroffen haben, sind vor allem die umliegenden Weingebiete und die in den Fels gehauenen Weinstuben sehenswert, doch wegen des anhaltenden Regens beschränken wir uns auf die Innenstadt. Bald schüttet es jedoch wie aus Kübeln, sodass wir notgedrungen ein Café aufsuchen. Wie wir erst jetzt feststellen, haben wir von hier aus - kuschelig unter einer Markise bei Kaffee und Cappucchino - beste Sicht auf eine Fotoausstellung auf dem Marktplatz und die Eger Burg im Hintergrund. Nachdem das Gewitter vorüber gezogen ist, laufen wir weiter durch die Altstadt mit ihrem kleinen Fluss, der mit dem ganzen fortgespülten Schlamm nun aussieht wie ein Schokoladenfluss. Zum Abschluss gönnen wir uns einen großen und verdammt leckeren Erdélyi kürtöskalács (`Baumstriezel´).
Es ist sicher nicht einer der aufregendsten Tage unserer bisherigen Reise, aber wir genießen es, heute einfach nur gemütlich herum zu bummeln und es uns gut gehen zu lassen.




Mann mit Machete…
Auf den ersten Blick ein schöner Platz, den wir da gefunden haben: neben einer kleinen Fähre, die um diese Uhrzeit jedoch nicht mehr übersetzt, parken wir Henk direkt in einer kleinen Bucht am Ufer, wo kleine hölzerne Fischerboote auf den Wellen schaukeln während sich links neben unserem Platz zwei riesige Haufen Treibholz türmen, die sich sicher gut zum Verfeuern eignen. Auf den zweiten Blick sehen wir die Dinge etwas anders: Das hohe Mückenaufkommen erinnert uns an die Mückeninvasion vor einigen Tagen, das Holz ist mit einer Schlammschicht bedeckt, die kaum brennen will und dazu sieht uns eine Gruppe Angler finster zu, wie wir versuchen, das am wenigsten schlammige Holz zu zerkleinern und zum Brennen zu bringen. Johannes ergreift die Flucht nach vorn und geht auf die Gruppe zu um `Hallo´ zu sagen. Etwas ratlos kommt er zurück; die Angler verstehen kein Englisch, reagieren gar nicht auf Johannes Gruß und beäugen uns weiterhin argwöhnisch. Dann aber kommt doch einer aus der Gruppe mit Google Translator bewaffnet zu uns und möchte wissen, was Johannes von ihnen gewollt habe. Johannes entgegnet, dass er nur grüßen wollte, woraufhin der Angler lacht und wieder zu den anderen verschwindet.
Auf einmal sieht uns einer der Männer an, zückt seine Machete - und schlägt auf die umliegenden Bäume und herumliegendes Holz ein. Noch ehe wir uns über sein Verhalten wundern können, kommt er mit einem Arm voller Holz zu uns und überreicht es uns mit strahlendem Gesicht. Auch das von uns gesammelte Holz wird von ihm noch einmal kontrolliert und gegebenenfalls zurechtgestutzt. Wir lachen und schon sieht die Situation wieder anders aus. Als die Angler mit Einbruch der Dunkelheit den Platz verlassen, wird fröhlich gewunken und auch das Feuer brennt besser als gedacht, sodass wir gemütlich kochen können. Selbst die Mückenplage hält sich dank Rauch in Grenzen. Wenngleich sie mich zwingen, einen persönlichen Tabubruch zu begehen indem ich Sandalen UND Socken trage…


Dein Freund und Helfer: Wasserpumpe!Ansonsten genießen wir wie erwähnt die Wiesen und Felder des Hortobágyi-Nationalparks. Kilometer um Kilometer fahren wir durch die wunderschöne flache Landschaft, die sich bis zum Horizont zu erstrecken scheint. Unterwegs halten wir hin und wieder in kleinen Ortschaften, die neben kleinen, teilweise fast zerfallenen Häusern vor allem eines zu bieten haben: hellblaue Trinkwasserpumpen, die in beinahe jeder zweiten Straße stehen!
Hier können wir jederzeit unseren Wasservorrat auffüllen und uns erfrischen. Nur einmal geht es Marie doch etwas zu weit: Am letzten Tag in Ungarn ist es sehr heiß und wir wollen die Pumpen noch einmal richtig nutzen. Wir füllen sämtliche Kanister und Flaschen auf und waschen uns ordentlich. Doch die Pumpe befindet sich in der Ortsmitte direkt gegenüber von einem Krankenhaus mit davor stehenden (voll besetzten) Parkbänken und als Johannes vorschlägt, sich hier auch noch die Haare zu waschen, streikt Marie. Zumindest im ersten Moment… Dann siegt die Hitze und der Wunsch nach frischen Haaren und es heißt `Augen zu und durch´. Hinterher sind wir beide froh, diese Gelegenheit genutzt zu haben und lachen im Nachhinein über die erstaunten Gesichter der Rumänen.


Wir fahren also komplett renoviert über die Grenze nach Rumänien und ahnen noch nicht, dass es nach ein paar geruhsamen Tagen in Ungarn bald sehr aufregend wird...

Wer möchte kann sich hier noch weitere Bilder von unserem Ungarntrip anschauen: