Henk braucht Auslauf

Für unsere Fahrt durch die Türkei gilt das selbe wie für Georgien: Da wir in beiden Ländern bereits einige Wochen verbracht haben und die Mittelmeerstaaten besuchen wollen, bevor dort der Winter einbricht, sehen wir sie ein wenig als Durchgangsstationen auf dem Weg zu neuen Ufern und haben dementsprechend wenig Erwartungen an die kurze `zweite Runde´.
Wer den letzten Eintrag gelesen hat weiß, dass wir in Georgien dennoch voll auf unsere Kosten gekommen sind und auch die Woche in der Türkei – was wirklich wenig Zeit ist gemessen an der Größe des Landes - hält einige Überraschungen für uns parat.


Auf der Fähre

Heimatgefühle

Wie vertraut ist doch unser Grenzübergang bei Türgözü. Ruck zuck sind wir durch, obwohl die Zollkontrolle dieses Mal besonders gründlich durchgeführt wird. Schon bald entdecken wir den Grund dafür: Offenbar ist hochrangiger Besuch anwesend, denn der sichtlich nervöse Grenzbeamte, der Henk untersucht, steht plötzlich wie sämtliche Kollegen von ihm stramm, als ein Herr im Anzug aus dem Gebäude tritt und in einen Luxusschlitten steigt. Kaum ist das Auto vom Hof und alle Anzugträger wieder im Haus, verliert unser Kontrolleur auf einen Schlag das Interesse an unserem voll gepackten Fahrzeug und als Marie ihm die Dose öffnen soll, in der sich unser Hundefutter für Streuner befindet, verzieht er angewidert das Gesicht und die Kontrolle ist beendet.

Die Landschaft hinter der kleinen Grenze überwältigt uns auch dieses Mal. Die bunten Berge schimmern in den verschiedensten Farben. Helles Beige vermischt sich mit Streifen kräftigen Rots um schließlich in blasses graugrün überzugehen. Wir gucken und staunen und merken dabei gar nicht, wie es langsam dunkel wird. Vielleicht liegt das aber auch an den türkischen Straßen, die wir erst jetzt richtig zu schätzen wissen. `Wir gleiten durch die Türkei wie auf Schienen´, philosophiert Johannes hingerissen.
Und da es nun schon einmal dunkel ist, fahren wir begleitet von Benjamin Blümchen und dem Räuber Hotzenplotz gleich noch ein Stündchen weiter. Einen Schlafplatz zu finden sollte auch im Dunkeln kein Problem sein.

Doch ganz so einfach ist das nicht. Wir sind gedanklich noch im dünn besiedelten Armenien, wo wir einfach nur den nächsten Feldweg nehmen mussten um gleich hinter der nächsten Ecke ein einsames Fleckchen inmitten der Natur zu finden. Hier dagegen endet jeder Weg direkt auf dem Acker oder an einem Wohnhaus. Schließlich finden wir einen Flecken Rasen und bauen unser Nachtlager auf. So lange Autofahrten sind wir gar nicht mehr gewöhnt und vor allem Marie ist daher unheimlich müde.
Kaum ins Bett geschlüpft kommt allerdings ein Auto heran gefahren und der Fahrer redet auf uns ein, dass wir hier unmöglich stehen bleiben können. Wir fragen nach dem Grund, wollen uns nicht gleich weg schicken lassen, da für uns absolut nicht ersichtlich ist, wie wir hier irgend jemanden stören könnten. Doch nach erfolgloser Diskussion per Online Übersetzer geben wir uns geschlagen und packen missmutig unsere Sachen zusammen. Ein zweiter Wagen hält, um uns genau das selbe zu erzählen und Marie, die wirklich sehr müde ist, wird allmählich ungeduldig, obwohl die Männer sicher ihre Gründe dafür haben, uns hier fort zu schicken. Dann aber bedeutet uns der Mann, ihm hinterher zu fahren. Er will uns zeigen, wo wir übernachten können. Nur fünfzig Meter weiter hält er vor einer kleinen Hütte, die zur einen Hälfte aus Stein, zur anderen aus einem Container besteht. Davor sitzen bei schummriger Beleuchtung und in Freizeitklamotten die Bewohner derselben, die jedoch kaum Notiz von uns nehmen. Müde wie wir sind finden wir das nicht allzu schlimm, bedanken uns nur kurz und gehen dann schlafen.
Da klopft es an die Tür und wir befürchten schon, dass sich unser Schlafen gehen noch weiter verzögert, obwohl Marie nach der langen Fahrt heute wirklich niemanden mehr sehen oder hören möchte.
Als wir dann aber die Schiebetür öffnen und das Familienoberhaupt vor uns steht, sind wir gerührt. Der alte Mann, der eben noch im Unterhemd vor seiner Hütte saß, um gemütlich seinen Feierabend Cay zu trinken, hat sich langsam am Stock gehend zu uns bemüht. Dazu hat er sich offenbar seine besten Kleider angezogen und steht nun in Anzughose, weißem Hemd mit Weste und traditioneller Kopfbedeckung vor uns um uns willkommen zu heißen. Dies sei sein Haus und wir sollten uns bei ihm melden, falls wir irgend etwas benötigen.

Als wir uns am nächsten Tag bedanken und verabschieden wollen, kommt er erneut im Sonntagsstaat auf uns zu um uns zu fragen, ob wir Cay zum Frühstück möchen. Unsere Antwort wird gar nicht erst abgewartet, als auch schon eine junge Frau herbei eilt und uns schüchtern Tee und Kekse bringt.
Was für ein wunderbarer erster Morgen zurück in der Türkei! Tee mit viel Zucker aus den typischen kleinen Gläschen trinkend, fühlen wir uns richtig heimisch. So gut uns Georgien und Armenien auch gefallen haben, so froh sind wir doch, morgens um halb zehn wieder Cay statt Wodka und Tschatscha angeboten zu bekommen...

Heimatgefühle haben wir auch als wir weiter fahren. Zwar geht es noch immer durch Berge, die wir vor der Türkei noch nie in solchen Farbschattierungen gesehen haben, aber eben auch durch das ein oder andere Waldstück. Als wir anhalten um die frische Waldluft einzuatmen, sehen, wie sich die ersten Blätter bereits bunt gefärbt haben und in der Ferne auch noch eine Art Kuckuck ruft, fühlen wir uns richtig zufrieden. Vor allem Marie, die den Herbst besonders liebt, ist glücklich.


Cay statt Tschatscha

Hinter Panzern das Paradies

Da wir nicht den selben Weg zurück fahren wollen, den wir auf der Herfahrt genommen haben, halten wir uns ein wenig südlicher. Wir befinden uns längst nicht in den Grenzgebieten zu Syrien oder dem Irak, von denen im Bezug auf Reisen abgeraten wird, doch als wir bei Girlevik in eine Kontrolle geraten, wird uns schnell klar, dass diese hier bereits einen ganz anderen Charakter haben als in anderen Teilen der Türkei. Zwei Soldaten mit Maschinengewehr im Anschlag fordern uns auf, unsere Pässe zu zeigen, dann fahren wir an einem Panzer vorbei, um schließlich noch bei einem weiteren Wachposten vorstellig zu werden.

Zum Glück haben wir uns von dem bedrohlich aussehenden Posten nicht einschüchtern lassen, denn nur wenige Kilometer weiter sehen wir einen fantastischen Wasserfall. Das Ganze ist recht touristisch ausgebaut mit Parkplatz und angeschlossenem Restaurant, doch die Wasserfälle, die in einem Bereich von mehreren hundert Metern die Felswand hinuter stürzen, sind so verstreut und groß, dass wir bei einem Spaziergang ganz für uns sind.


Das gesamte Gebiet ist in einem wunderbar grünen Tal gelegen und wir suchen uns einen schönen Schlafplatz unter Bäumen und mit genügend Brennholz. Doch gerade als wir Feuer entfacht haben, kommt ein streng drein blickender älterer Herr auf uns zu und spricht uns erst auf türkisch und dann auf deutsch an. Ob wir nicht wüssten, dass das verboten sei, was wir hier machten; wir befänden uns schließlich auf Privatboden! Kleinlaut entgegnen wir, dass wir das nicht wussten und bieten an, das Feuer zu löschen und weiter zu fahren. Doch mit einem Male dreht sich die Stimmung um 180 Grad, denn als sich der Mann davon überzeugt hat, dass wir keine Picknicker sind, die ihren Müll hier zurück lassen und auch keine weiteren `Partygäste´erwarten, ist er besänftigt und lächelt. Wir dürfen nicht nur das Feuer brennen lassen, sondern bekommen auch noch einen Baum mit winzigen Äpfelchen gezeigt, die er Alic nennt. Er erzählt uns, dass er viele Jahre lang in Deutschland gearbeitet hat und wir freuen uns natürlich sehr, jemanden unsere Muttersprache sprechen zu hören. Beim Abschied bietet er uns sogar an, eine Flinte gegen Bären, die hier hin und wieder vorbei kommen, vorbei zu bringen und lädt uns für den nächsten Morgen zum Frühstück ein. Was haben wir doch schon wieder für ein Glück!

Fast sind wir ein bisschen nervös. Schon lange hatten wir keine Verabredung mehr mit fester Uhrzeit. Marie schaut seit langem mal wieder in den Spiegel und Johannes kämmt sich zur Feier des Tages sogar die Haare. In unseren frischesten Klamotten stehen wir Punkt neun vor der Tür und werden herzlich begrüßt. Gemeinsam spazieren wir zum Restaurant bei den Wasserfällen, das Herrn Aksus Familie gehört. Wir werden fürstlich bewirtet und kommen ins Gespräch.
Wir unterhalten uns über unsere Familien und darüber, das die Definition von Heimat nach 49 Jahren in Deutschland für ihn als Türke nicht einfach ist. Auch über die Gegend hier erfahren wir einiges. Tatsächlich befindet sich das gesamte Tal, in dem der wunderschöne Wasserfall liegt, in Familienbesitz. Doch seit die Gegend zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, hat sich für die Anwohner einiges geändert. Nicht nur, dass sie ihre Pläne eines Hotels in unmittelbarer Nähe des Falls aufgeben mussten (was einigermaßen nachvollziehbar ist), auch muss das gesamte Tal für Touristen frei zugänglich bleiben. Diese wäre kein Problem, so Herr Aksu, sofern sich die Menschen umsichtig in dem Naturschutzgebiet bewegen würden, doch da dies nicht der Fall sei, sei überall hinterlassener Müll die Folge. Das einstige Paradies nun so zu sehen, schmerzt ihn.

Auf die häufig gegenläufigen Interessen von Naturschützern und Anwohnern eines Schutzgebiets sind wir bereits bei unserer ersten Fahrt durch die Türkei vor einigen Wochen aufmerksam gemacht worden, als sich der Bewohner einer Höhle des berühmten Pidgeon Valleys darüber beklagte, dass seit der Ernennung Kappadokiens zum Nationalpark viele Menschen aus ihren Höhlenhäusern wegziehen mussten und er selbst nun höhere Steuern für sein kleines Cafe zahlen muss, das er in seinem Elternhaus betreibt. Ein schwieriges Thema, denn wir selbst befürworten Naturschutz und die Erhaltung ursprünglicher Naturzonen, doch uns leuchtet auch ein, dass Kompromisse gefunden werden müssen, die für beide Seiten akzeptabel sind.

Auf unsere Frage nach der bedrohlich wirkenden Kontrolle erklärt uns Herr Aksu, dass wir uns hier in einem Aleviten Gebiet befinden. Wir wissen, wie das Staatsoberhaupt zu dieser Bevölkerungsgruppe steht und Herr Aksu erläutert uns, was das für die hier lebenden Menschen konkret bedeutet. Kontrollen an bestimmten Punkten, die von Soldaten mit gepanzerten Fahrzeugen und Maschinengewehr im Anschlag durchgeführt werden, sind nur eine Maßnahme von vielen, um die Einwohner solcher Gebiete einzuschüchtern und unter Druck zu setzen. Er stellt uns einen jungen Mann vor, der uns soeben mit frischem Cay versorgt hat und erzählt uns, dass dieser zwar Ingenieurwesen studiert und auch gut abgeschlossen hat, als Alevit jedoch keine Anstellung findet, sodass er nun gezwungen ist, im Familienbetrieb als Kellner zu arbeiten.

Es ist immer merkwürdig, wie sich die Sicht auf die Dinge mit wenigen Informationen ändern kann. Als werfe man mit einem Mal einen kurzen Blick hinter die Kulissen.
Denn natürlich findet auch hier normales Alltagsleben statt und wir wurden ebenso herzlich wie fröhlich aufgenommen.

Nach dem üppigen Frühstück treten wir den Rückweg an, wobei Herr Aksu es sich nicht nehmen lässt, uns noch einige Trauben von einem kleinen Stand zu kaufen, die wir unbedingt probieren müssen. Erschrocken sieht ihn der kleine Junge vom Obststand an, als er von dem guten Mann einen Schein zugesteckt bekommt. Dass der Junge dagegen protestiert, von einem Verwandten Geld anzunehmen, verstehen wir auch ohne Übersetzung und wir müssen lächeln, als Herr Aksu ihn daraufhin auf Türkisch beschwichtigt, ihm die Wange tätschelt und ein Strahlen über das Kindergesicht geht.
Zürück in Herr Aksus Garten trinken wir bei strahlendem Sonnenschein Kaffee und bestaunen seine Obstbäume und Blumen. Die meiste Zeit des Jahres lebt er in Deutschland, wo sich momentan auch seine Frau und zwei Kinder aufhalten, doch auch für seinen Garten hier in der Türkei hat er noch große Pläne. Bevor wir uns von unserem lieben Gastgeber verabschieden, rufen wir gemeinsam seinen Sohn in Viernheim an, was gar nicht so weit von unserem Zuhause entfernt ist und sind uns sicher, uns in Deutschland auf jeden Fall wieder zu sehen.

Als wir weiter fahren, sind wir richtig beschwingt von der schönen Begegnung und wieder einmal begeistert von türkischer Gastfreundschaft. Wir hatten angenommen, bei unserer schnellen Fahrt durch die Türkei nach Griechenland nicht allzu viele neue Eindrücke von dem Land zu bekommen und haben gar nicht aktiv nach Kontakt zu Einheimischen gesucht. Und doch haben wir schon in den ersten paar Tagen so wunderbare Menschen getroffen!
Übrigens folgen wir Herrn Aksus Rat, noch etwas südlicher durch die Berge zu fahren. Er hat nicht zu viel versprochen, denn die Landschaft durch die wir fahren, ist wirklich wunderschön. Allerdings sehen wir hier auf beinahe jedem Berggipfel die kleinen, von ihm angekündigten Wachtürme, von denen aus das Militär die gesamte Strecke überwachen kann.
Rast machen wir an einem kleinen Fluss in einer Schlucht mit kristallklarem Wasser und sind froh, den kleinen Umweg gemacht zu haben.


Wasserfall von Girlevik

Ankara

Da wir für unserer zweite Runde Türkei weniger Zeit einplanen als für den ersten Durchgang, fahren wir verstärkt Autobahn, wodurch sich ein ganz anderer Blick auf die Türkei ergibt. Denn viele Städte, an denen wir nun vorbei kommen, haben nicht den quirlig bunten Charakter der meisten türkischen Städte, die wir bislang kennen gelernt haben, sondern sehen komplett neu erbaut und mit LED Beleuchtung an jeder Ecke modern und teilweise fast steril aus. Wir kennen dieses Phänomen bereits von Konya, einer Stadt, von der uns ein Architekt erzählte, dass sie quasi aus dem Boden gestampft worden sei, um Wohnraum zu schaffen für die Arbeiter der Industrie, die hier angesiedelt werden soll.

Die Hauptstadt selbst wirkt ebenfalls sehr modern, wurde sie als einst kleines Städtchen doch erst 1923 von Atatürk zur Hauptstadt ernannt. Wir streifen durch die Stadt bis die Sonne unter geht und wir Ankara von der Burganlage oberhalb der Stadt beleuchtet sehen.
Das Areal hier oben ist vielleicht am ehesten als Altstadt zu bezeichnen und wir sind verwundert, keinen einzigen Touristen anzutreffen. Statt dessen begegnen uns ein paar taumelnde Betrunkene und wir werden gleich dreimal von Polizeiwagen angehalten, die uns davor warnen, uns um diese Uhrzeit hier oben aufzuhalten. Es ist gerade einmal halb zehn...
Wohl um den düsteren Eindruck zu komplettieren, gesellt sich bei unserem Besuch eines Cay Cafes John zu uns. Ein Amerikaner, der im Irak Krieg gedient hat, sich selbst für `extrem intelligent´ und alle Araber für Terroristen hält.
Uns ist klar, dass dies nur eine Seite Ankaras ist, doch da wir weiter wollen, bleiben wir nur einen Tag in der Hauptstadt um dann weiter Richtung Izmir zu fahren.


Einkaufsmeilen 

Izmir

Die Hafenstadt gefällt uns bei weitem besser als die türkische Hauptstadt. Zwar reihen sich entlang der in unseren Augen recht leblosen Strandpromenade auch hier Luxusgeschäfte und Filialen moderner Modeketten aneinander, doch gerade das Viertel, in dem wir Henk parken, gefällt uns richtig gut. Die Häuser mit den bunten Türen verfügen fast alle über kleine Balkone mit schmiedeeisernen Geländern und den obligatorischen Cay trinken wir auf der Straße vor einer alternativen Buchhandlung, die neben türkischen Schriftstellern viel internationale Literatur und auch Werke deutscher Philosophen und Psychologen wie Freud, Schopenhauer und Schelling führt.
Irgendwann kommt der grau- und langhaarige Besitzer auf Johannes zu und fordert ihn zu einer Runde Schach heraus. Johannes freut sich natürlich, endlich mal wieder einen Gegner zu finden, ist aber gleichzeitig etwas überrumpelt und geht daher denkbar unvorbereitet in die Partie. Darüber, wer am Ende als knapper Gewinner daraus hervor geht, hüllen wir uns demensprechend in Schweigen...

Besonders gut gefällt uns mal wieder der Bazar der Stadt. Neben vielen Ständen und Geschäften in den kleinen Gassen ist der Kemalti Bazar ähnlich wie in Istanbul und Kayseri mit einem Steingewölbe überdacht. Bunt und laut geht es zu und wir wissen gar nicht, wo wir zuerst hinschauen sollen.
Im Endeffekt gefällt uns an Izmir aber genau der Mix aus beidem: Aus buntem Markttreiben und verwinkelten Gassen auf der einen Seite und modernen Cafes und Boutiquen auf der anderen.


Schachnovelle lässt Grüßen

Falsch abgebogen – auf dem Wasser 


Letzte Station in der Türkei ist Canakkale, denn von hier aus nehmen wie die Fähre, um nicht noch einmal die Nerven aufreibende Fahrt durch Istanbul antreten zu müssen. Da wir am Fährhafen in eben dem Moment ankommen, als die Autos aufs Schiff fahren, begeben wir uns mit Henk direkt zum Schalter, um ein Ticket zu lösen. Und schwupps sind wir auch schon auf der Fähre. Wir genießen es, nun sogar ein paar Kilometer mit dem Schiff zurück zu legen, wundern uns aber auch darüber, dass die Fahrt mit 45 Minuten verhältnismäßig lang dauert.
Kein Wunder, denn ein Blick auf unsere Fahrkarte verrät uns, dass wir auf dem Weg zum einige Kilometer weiter nördlich gelegenen Eceabat sind statt wie geplant nach Kilitbahir.
Doch da merken wir wieder einmal, wie gelassen wir im Laufe unserer Reise schon geworden sind: `Oh.... naja....egal´, ist alles, was uns dazu einfällt.

Einen aufregenden Moment gibt es dann aber doch noch bei der Überfahrt, als wir einen lauten Knall und dann das ohrenbetäubende Rauschen von Triebwerken vernehmen, das das ganze Schiff erzittern lässt. Ohne jemals in einem Kriegsgebiet gewesen zu sein, erfassen wir das laute Rauschen binnen Sekunden als Bedrohung und Marie vergräbt den Kopf in ihrem Schoß.
Zwei Düsenjets sind direkt über unsere Köpfe hinweg geflogen und wir Passagiere grinsen uns hinterher verlegen lachend an. Wir wollen uns nicht ausmalen, wie es sein muss, in Gebieten zu leben, in denen das plötzliche Aufkreuzen von Düsenjets an der Tagesordnung ist – und zwar nicht wie in diesem Fall lediglich als Teil einer militärischen Übung!

Von Eceabat aus vergeht die Fahrt bis zur Grenze wie im Flug und wir halten nur ein einziges Mal an, um unser restliches türkisches Geld zu verjubeln... 


An der Grenze zu Griechenland


Wir haben alles gegeben, um mit Griechenland möglichst schnell `neue Gefilde´ zu erreichen, die wir auf dieser Reise noch nicht erkundet haben. Als wir auf der anderen Seite der Grenzedie Europäische Flagge wehen sehen werden wir gleichzeitig ein wenig wehmütig, wieder `zuhause´ in der EU zu sein, denn schon im Einkaufszentrum kurz vor der Grenze hat sich das Sortiment kaum von dem eines Supermarkts in Deutschland unterschieden. Naiv wie wir sind, erwarten wir uns von Griechenland keine neuen Abenteuer und ahnen dabei noch nicht, dass wir in ein Abenteuer schlittern werden, das uns noch viele Jahre begleiten wird...


Weitere Bilder findet ihr hinter diesem Link:
https://photos.app.goo.gl/W599UsJxAWkavxvo9