Mit Ottlieb und Henk in den Süden Griechenlands


`Sie sind da!‘, ruft Marie mit einem Blick aus dem Fenster. Wir springen auf und rennen zur Tür, um Denise und Roger nach ihrer fünftägigen Fahrt von Georgien nach Albanien in Empfang zu nehmen.
Mist… war nur der Bewegungsmelder…
Noch einmal gibt es falschen Alarm, bis die zwei endlich müde und erschöpft ankommen. Dass sie trotz der Strapazen der langen Fahrt bis nachts gemeinsam mit uns am Kamin sitzen, zeigt, wie viel wir uns zu erzählen haben.

Wir haben Denise und Roger in Armenien kennen gelernt und uns auf Anhieb gut verstanden. Eigentlich hatten wir gehofft, uns im Iran wieder zu treffen, doch nachdem unser Visum abgelehnt wurde, sah es eigentlich so aus, als würden wir uns auf dieser Reise nicht mehr wieder sehen. Umso mehr freuen wir uns jetzt auf die gemeinsame Zeit, die vor uns liegt. Wir sind sehr gespannt, wie das gemeinsame Reisen klappt, denn bislang haben wir das noch nie mit anderen versucht. Doch Denise und Roger sind so liebenswert und entspannt, dass wir da gar keine Bedenken haben. Vielleicht auch gar nicht schlecht, sich mal wieder auf andere Menschen einzustellen, denn wir haben den Verdacht, im letzten halben Jahr ein wenig eigenbrötlerisch geworden zu sein…


Caddybuddies wieder vereint!

volles Haus

Fünf Tage bewohnen wir zu siebt unser Haus in Kukel, bevor wir als erweitertes Rudel weiter ziehen. Zunächst sind unsere Hunde natürlich ganz schön aufgeregt wegen der neuen Mitbewohner. Doch schon nach wenigen Tagen sind Denise und Roger von den drei Rabauken adoptiert und wenn es abends darum geht, auf welchen Schoß man sich als Hund am liebsten setzt, gehen wir beide tatsächlich auch mal leer aus.
Es ist schön, gemeinsam zu kochen, zu essen oder mit den Hunden spazieren zu gehen.
Und genauso ist es schön, als Paar auch mal wieder etwas getrennt von einander zu unternehmen. So besuchen Roger und Johannes an einem Tag die Hauptstadt Tirana, während Denise und Marie mit den Hunden eine kleine Wanderung über die Hügel machen.

Mit unserem Besuch vergeht die letzte Woche im Häuschen rasend schnell und am Ende sind wir sehr froh, die Fähre nach Italien storniert zu haben, um mehr Zeit mit den beiden verbringen zu können, zumal nach sechs Wochen in dem kleinen Haus Packen und Putzen mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht. Und dann will auch noch Henk unsere Aufmerksamkeit, denn er hat sich doch tatsächlich eine Schraube ins rechte Hinterrad gefahren! Wir gehen schon davon aus, dass unser mitgeführtes Reserverad zum Einsatz kommt, doch Johannes möchte es erst einmal mit Reifen flicken versuchen. Tatsächlich nimmt die ganze Prozedur zwar einige Zeit in Anspruch, doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Reifendrucksensor gibt im Anschluss keinen Mucks mehr von sich.

Statt die kommenden Wochen in Sizilien zu verbringen, ist der neue Plan nun, gemeinsam die Küste entlang in den Süden Griechenlands zu reisen und so fällt uns der Abschied von unserem kleinen Häuschen gar nicht so schwer. Ein wenig aufgeregt sind wir dennoch, denn wir wissen nicht, wie unsere Hunde, die sich gut an das Leben in einem Haus gewöhnt haben, das Reisen im Auto mitmachen werden.


Die erste Reifenpanne der Reise wird behoben

Gemeinsam reisen


Doch diesbezüglich hätten wir uns gar keine Sorgen machen müssen. Da wir fast immer in der Natur campieren, dürfen Nora, Islay und Elly meist ohne Leine herum toben und wir haben sogar das Gefühl, dass es die drei genießen, immer wieder einen neuen Platz zum Spielen erkunden zu können.

Einen ersten Stopp legen wir bei Vlora ein, wo wir uns noch einmal mit Martin treffen, der von dort aus genau die Fähre nach Italien nehmen wird, die wir gerade storniert haben. Am Abfahrtstag können wir von unserem Strand aus beobachten, wie selbige immer kleiner wird bis sie schließlich ganz aus unserem Blickfeld verschwindet. Verrückt, dass auf wundersame Weise sämtliche Pläne dieser Reise früher oder später durchkreuzt werden…
Und wieder einmal sind wir absolut froh darüber, denn es stellt sich heraus, dass Denise und Roger die idealen Mitreisenden sind! Mit gemeinsamem Kochen, Spazieren gehen, Holz sammeln und gemütlichem Beisammensein am Lagerfeuer vergehen die Tage wie im Flug.

Irgendwie scheinen wir uns auch in der selben Phase unserer Reise zu befinden, denn während wir anfangs noch hungrig nach Sehenswürdigkeiten und atemberaubenden Landschaften waren, so steht bei den beiden ebenso wie bei uns inzwischen das Leben im Hier und Jetzt im Vordergrund. Der Tag an diesem kilometerlangen und menschenleeren Sandstrand ist schon wieder vorbei? Macht nichts, dann bleiben wir einfach noch ein paar Tage länger hier… Darüber, was für ein Wochentag heute ist oder welches Datum wir schreiben, haben wir (endlich) komplett den Überblick verloren. Anscheinend war ein halbes Jahr nötig, bis wir wirklich verinnerlicht haben, dass wir einfach Zeit haben – und wie wertvoll diese ist.


Den Sonnenuntergang fast verpassen

Zerknirscht…


Der bereits angedeutete kilometerlange Sandstrand mit angrenzendem Föhrenwald gefällt uns besonders gut und als wir nach knapp einer Woche dort aufbrechen, hegen wir die heimliche Hoffnung, in den nächsten Wochen noch weitere so schöne Plätze zu finden. Und wirklich gibt es auf der südgriechischen Peloponnes, wo wir uns hauptsächlich aufhalten, wunderbare Plätze. Doch einen Platz zu finden, der auch so menschenleer ist wie besagter Strand, wird auf der beliebten Halbinsel deutlich schwerer. Martin hat uns bereits von Plätzen erzählt, auf denen er mit etwa zehn weiteren Campern stand und die wiederum hätten ihm von Stellen berichtet, an denen es gar 40 gewesen wären – und das in der absoluten Nebensaison!

Optimistisch wie wir sind, wollen wir uns dennoch die bekannte Ochsenbauchbucht anschauen und freuen uns, dass das Internet gleich drei Parkplätze mit Übernachtungsmöglichkeit direkt am Wasser anzeigt.
Dort angekommen sind wir begeistert von der kreisrunden Bucht. Zwar stehen direkt am Ufer bereits die großen, zu fahrenden Häusern umgebauten LKWs zweier Familien, sowie ein paar kleinere Autos in den Dünen dahinter, doch der Grünstreifen rings um die Bucht bietet genügend freie Nischen, in die wir uns mit unseren Caddys etwas abgeschirmt von den anderen Reisenden zurück ziehen können. Als wir Henk ein schönes Plätzchen zugewiesen haben, gehen wir zurück zum Hauptweg, um auf Denise und Roger zu warten, die später nachkommen wollen. Dabei fällt unser Blick auf ein Schild mit der Aufschrift `Camping verboten‘. Dies ist zugegebenermaßen gar nicht so klein, doch beim Einfahren sind wir offenbar so sehr damit beschäftigt gewesen, Henk sicher durch die schlammigen Furchen im Regen durchweichten Boden des eigentlichen Parkplatzes zu manövrieren, dass wir es schlicht übersehen haben. Aber auch jetzt schenken wir ihm keine allzu große Bedeutung. Andere stehen ja auch schon da und außerdem stehen wir jetzt ohnehin schon in der verbotenen Zone…

Mit ordentlich Schwung schafft es auch Ottlieb auf den Platz und wir freuen uns über unser schönes Lager. Am nächsten Tag spazieren wir die Bucht entlang und erklimmen die angrenzenden Klippen, um zu einer Höhle sowie zu den Überresten einer alten Burganlage zu gelangen. Beides ist wirklich sehenswert und die Aussicht fantastisch. Doch als wir zurück kommen, sind wir beunruhigt. Fast alle Fahrzeuge haben den Platz in der Zwischenzeit verlassen, darunter auch die Familie, mit der wir uns vage zum gemeinsamen abendlichen Lagerfeuer verabredet haben. Schließlich kommt eine Französin vorbei, die uns berichtet, dass Kontrolleure die anwesenden Camper gebeten hätten, das Naturschutzgebiet zu verlassen. Ob ein Bußgeld fällig wurde, weiß sie nicht, doch zumindest kann sie uns sagen, dass die Kontrolleure angekündigt haben, abends noch einmal wieder zu kommen.
Dementsprechend packen wir in Windeseile alles zusammen und fahren an den Hafen des nahe gelegenen Städtchens Pylos, wo man offiziell übernachten darf.

Dort angekommen begeben wir uns erst einmal in ein kleines Bistro, um etwas auf den Schreck zu trinken. Doch in die Euphorie über die gelungene Fluchtaktion mischt sich unüberhörbar unser schlechtes Gewissen.
Alle vier versuchen wir beim Reisen stets darauf zu achten, keine Spuren zu hinterlassen und Einheimische nicht in ihrer Privatsphäre zu stören. Bislang war das kein Problem, denn in den Ländern, die wir in den letzten Monaten bereist haben, warteten einsame, unbekannte Plätze hinter jeder Ecke und mit unserem verhältnismäßig unauffälligen Henk hatten wir nie das Gefühl, irgendwo unerlaubt einzudringen. Doch im touristischen Griechenland sieht die Situation etwas anders aus. Hier sind wir auf einmal Teil der großen Touristenströme und das Argument, dass unser kleines Auto ja sicher keinen stört, greift nicht mehr an Orten, wo man sich einen Platz mit vielen anderen teilt, die zum Beispiel genau wie wir abends gerne ein Feuerchen machen und ebenso wie wir auch mal hinter dem nächsten Busch verschwinden müssen…

Wir nehmen uns vor, in Zukunft umsichtiger zu handeln, weniger nach anderen zu schauen und Apps im Internet nur bedingt Glauben zu schenken. Denn wenn wir uns saubere, möglichst naturbelassene Plätze wünschen und über rücksichtslosen Massentourismus schimpfen, sollten wir erst einmal bei uns selbst anfangen und Naturschutzgebiete und andere lokale Regeln respektieren.


Die Ochsenbauchbucht von oben

Unser Hippiestrand


Nach dieser Lektion wartet schon am nächsten Tag ein besonders schöner Platz auf uns. Wir suchen eine ganze Weile, bis wir einen Strandplatz direkt neben einem Flüsschen finden, das an dieser Stelle ins Meer mündet. Meer, Süßwasser, genügend Feuerholz, dazu kaum ein Mensch weit und breit – wir sind begeistert! Vor einiger Zeit muss hier allerdings mehr los gewesen sein. Vereinzelt stehen die Überreste von Bambus- und Lehmhütten herum und ein kreisförmiger Wall aus Lehm und Stroh ist zu einer Art Küchenzeile aufgeschichtet worden, zu der sogar ein selbstgebauter Pizzaofen gehört!
Die Eigentümerin des Grundstücks, die am nächsten Abend vorbeischaut, um nach dem Rechten zu sehen, lüftet schließlich das Geheimnis um das verlassene `Hippielager‘, indem sie uns erzählt, dass hier alle zwei Jahre ein Musikfestival statt findet. Unsere Sorge, von dem schönen Platz verjagt zu werden, ist unbegründet, denn die herzliche Frau lädt uns ein, solange zu bleiben wie wir wollen und warnt uns lediglich vor Dieben, die hier ihr Unwesen treiben sollen.

Fast eine Woche bleiben wir in unserem kleinen Paradies und anscheinend schwärmen wir so überschwänglich davon, dass sich schließlich auch Heike und Peter, die in diesen Tagen von Kreta zurück kommen, umgehend auf den Weg zu uns machen, um hier ein paar Tage gemeinsam mit uns zu verbringen. Verrückter Weise haben sich die beiden Paare, die für uns definitiv zu den intensivsten Reisebekanntschaften zählen, ihrerseits zufällig im Iran getroffen und sich durch unsere jeweiligen Erzählungen tatsächlich als die von uns beschriebenen Reisenden wieder erkannt.

Somit wird es ein besonders herzliches Wiedersehen, über das sich im Übrigen nicht nur wir Zweibeiner freuen. Auch unseren Hunden tut es gut, endlich einmal Zeit mit einem Artgenossen außerhalb unseres Rudels zu verbringen. Die Aufregung ist anfangs natürlich trotzdem groß und der gutmütige Bruno muss so manches Gekläffe über sich ergehen lassen...


Unsere Küchenzeile mit Meerblick

Vorsicht bissiger Hund


Wir haben sie auf unserer Reise immer wieder gesehen: Hunde, die an teilweise extrem kurzen Ketten gehalten werden, um als Wachhunde ihr gesamtes Leben innerhalb dieses kleinen Radius zu verbringen. Einzig zu dem Zweck gehalten, Hab und Gut des Besitzers vor Eindringlingen zu schützen, reagieren die armen Tiere entsprechend aggressiv auf Reize von außen.

Ein solches Exemplar wird Heike bei einem Strandspaziergang zum Verhängnis. Wie an vielen Plätzen entlang der Küste finden sich auch hier einige alte Bauruinen. In diesem Fall handelt es sich um einen riesigen Hotelkomplex mit etlichen Wohneinheiten und einem großen Pool. Die gesamte Anlage scheint komplett verlassen, doch als die drei neugierig näher treten, taucht aus dem Nichts ein riesiger Hund auf, der wütend nach Bruno und Heike schnappt. Die Kette des Hundes verhindert Schlimmeres, doch der Überraschungsmoment genügt dem Wachhund, gerade noch Heikes Hand zu erwischen und diese zu verletzen. Zu der Bisswunde kommt der Schock und zurück im Lager steht allen drei der Schreck über das Erlebte ins Gesicht geschrieben.

Hinzu kommt, dass die drei in der Hast Heikes Handy an dem vermeintlichen Lost Place zurück gelassen haben und nun ist guter Rat teuer.
Über Google Maps finden wir einen befahrbaren Zugang zu dem mutmaßlichen Strandabschnitt und gemeinsam mit Johannes fahren Heike und Peter an den Strand zurück, um nach dem Telefon zu suchen. Eine ruhige Sondierung der Lage vor Ort ist indes kaum möglich, denn der Landy wird nicht nur direkt von wütendem Hundegebell begrüßt, sondern droht schon bald auf dem sandigen Untergrund einzusinken. Kurzerhand lenkt Peter seinen Landrover zu einer Fläche, auf der die Wellen meterhoch Schwemmholz angespült haben. Mit Tempo geht es über die holprige Strecke, bis die drei das Handy tatsächlich auf einem Pflasterweg am Strand ausmachen können. Nun geht alles sehr schnell: Peter lenkt ein und bringt den Landy zwischen Hund und Handy zum stehen, um den Kläffer von Johannes abzuschirmen, der auf Peters Zeichen hin aus dem Wagen springt, das Handy zu fassen bekommt und sich mit einem Sprung zurück ins Fahrzeug rettet. Kaum atmen die drei auf, als sie auch schon hören, wie der Hund in die Reifen des Landrovers beißt! Rückwärtsgang und nichts wie weg hier.

Zurück an unserem Strand sind wir alle erleichtert, dass die Handyrettungsaktion so gut gelaufen ist und alle Beteiligten wohlbehalten zurück sind. Was bleibt, ist der Schreck und Heikes Bisswunde, die in den nächsten Wochen aber zum Glück gut verheilen wird.


Unsere Hunde sind definitiv entspannter

Süden

Bevor wir unser kleines Paradies verlassen, sprechen wir darüber, wie es nun weiter geht. Heike und Peter wollen nach Sardinien weiter reisen, Denise und Roger zieht es nach Kreta. Wir selbst werden etwas nachdenklich. Mit Kap Tenearo, das wir in den nächsten Tagen besuchen wollen, erreichen wir nicht nur den südlichsten Punkt Griechenlands, sondern auch den südlichsten Punkt unserer gesamten Reise. Auch wenn wir noch einige Wochen und sogar Monate Zeit haben, wird es für uns von nun an Richtung Norden und damit Richtung Heimat gehen. Irgendwie wird uns das erst jetzt so richtig bewusst. Unsere Reisefreude wird dadurch allerdings keineswegs getrübt: Glücklicherweise freuen wir uns nach acht Monaten unterwegs ebenso sehr auf Zuhause wie auf unsere weitere Reise.

Wir verabschieden uns von Heike, Peter und Bruno und starten zu unserer letzten gemeinsamen Etappe mit Denise und Roger ans Kap. Die Fahrt dorthin ist wunderschön, jedoch hängen über der rauen und zerklüfteten Landschaft des `griechischen Mittelfingers‘ zeitweise dicke Regenwolken, die uns mit einem Mix aus Graupelschauer und Hagel beglücken. So fallen für heute sowohl der Ausflug zum Ruinendorf Varthia als auch die Wanderung zum Kap ins Wasser. Dafür kommen wir uns abends in Henks Heckzelt wetterbedingt so nahe wie noch nie. Auf knapp zwei Quadratmetern essen und erzählen wir – und hoffen auf besseres Wetter für unser Griechenlandfinale.

Und das bekommen wir auch. Begleitet von warmen Sonnenstrahlen spazieren wir am darauffolgenden Tag über die Landzunge, die zum Leuchtturm am südlichsten Zipfel Griechenlands führt und genießen dort angekommen den Blick auf das freie Meer vor uns.
Passend zum Wetterwechsel fallen uns auf dem Weg gerade heute besonders viele Frühblüher auf, die bereits ihre Köpfchen aus der Erde strecken und überhaupt wirkt die Landschaft bei gutem Wetter ganz anders als am Vortag. Einmal mehr staunen wir über die Vielseitigkeit dieses Landes. Nach den Wäldern im Norden und traumhaften Sandstränden an der Westküste befinden wir uns hier in einer Landschaft aus saftigen Wiesen und schroffen Felsen, die uns zusammen mit ihren eigentümlichen burgähnlichen Steinhäusern an eine Mischung aus Schottland und Svanetien/Georgien erinnert.

Von hier aus steuern wir nun unseren endgültig letzten gemeinsamen Übernachtungsplatz mit Denise und Roger an. Denn in Gythion werden die beiden die Fähre nach Kreta besteigen, während wir wie gesagt Richtung Norden weiter reisen werden.


Am südlichsten Punkt unserer Reise

würdiger Abschluss

Nur wenige Kilometer vor Gythion fahren wir einen Campingplatz an, denn nach der Regenpartie vom Vortag können wir eine warme Dusche gut gebrauchen. Eine Waschmaschine gibt es zum Glück auch, doch die `Küche‘ ist wenig einladend und so beschließen wir, am letzten gemeinsamen Abend im wenige Autominuten entfernten Ort essen zu gehen. Eine gute Entscheidung, denn wir finden ein gemütliches kleines Restaurant, in dem es Dank offenem Kamin kuschelig warm ist, während es draußen doch recht frostig ist. Wir lassen die vergangenen vier Wochen Revue passieren und am Ende des Abends sind wir beide total gerührt. Denise und Roger haben eine richtige Bescherung vorbereitet und sich passende Abschiedsgeschenke für uns ausgedacht. Marie bekommt eine Wärmflasche (um die sie Denise in den letzten Wochen immer ein wenig beneidet hat) und Johannes einen Espressokocher (mit dem der Morgenkaffee einfach besser schmeckt als sein lausiger Filterkaffee). Wir sind sprachlos...

Am nächsten Morgen stehen wir uns dann etwas unbeholfen gegenüber. Uns ist klar, dass sich unsere Wege nun trennen, doch irgendwie bietet dieser Campingplatz nicht den richtigen Rahmen für den bevorstehenden Abschied. Tatsächlich befinden wir uns das erste Mal auf einem solchen Areal und dieses `Gehege‘ für große Wohnmobile ist so gar nicht nach unserem Geschmack!
Hier haben in der Hauptsaison dicht an dicht in winzige Parzellen gedrängt, locker 200 Camper Platz. Morgens wird sich fröhlich zugewunken und wir hören, wie sich vorwiegend auf Deutsch für später verabredet wird: `Wir treffen uns doch immer an Punkt A. Wie wäre es, wenn wir uns heute mal an Punkt B treffen?‘ Beim Frühstück werden wir schließlich Zeuge dieser bedeutungsschwangeren Ankündigung: `Sag mal, hast du schon von dem Wäscheleinendesaster gehört...?!‘
Als Reisende, die ihre Wäscheleine stets mit sich führen und diese zur Not auch innerhalb ihrer Fahrzeuge aufspannen, können wir nur mutmaßen, was es damit auf sich hat. Wir malen uns die wildesten Szenarien aus, doch wenn wir uns den durchstrukturierten Campingplatz so ansehen, hat am Ende wohl doch nur Herr Mayer einfach zur falschen Zeit gewaschen und seine Wäsche fälschlicherweise an Frau Müllers Waschtag auf die gemeinsame Leine gehängt...

`Ein Reisender verliert nicht nur viele Vorurteile, er bekommt auch jede Menge neue dazu.‘
Nach diesem gehässigen Absatz über Dauercamper, von denen uns einer stolz berichtet, seit über vierzig Jahren hier her zu kommen, müssen wir uns wohl eingestehen, dass auch wir uns mancher Vorurteile nicht erwehren können. Tatsächlich ist uns diese Art des Reisens völlig fremd und wir atmen hörbar auf, als wir den Platz wieder verlassen. Gleichwohl müssen wir zugeben, dass die Camper, die wir hier getroffen haben, durchaus hilfsbereit und freundlich waren und damit vielleicht sogar weniger engstirnig eingestellt sind als wir. Denise bringt es mit ihrer trockenen Art auf den Punkt: `Sind wir doch froh, dass nicht alle so reisen wie wir. So bleiben mehr Naturplätze für uns...‘

Weise Worte. Bleibt die Frage, ob Spießhausen tatsächlich der Ort sein soll, an dem wir uns endgültig voneinander verabschieden wollen.
Eher nicht. Und so verschieben wir den Abschied auf den Nachmittag, um erst einmal gemeinsam durch Gythion zu bummeln. Wir erklimmen die schmalen und teilweise recht steilen Gässchen, bis wir einen grandiosen Blick auf das hübsche Hafenstädtchen haben. Nach dem ausgedehnten Spaziergang finden wir uns in der Ortsmitte wieder, wo wir zur Feier des Tages Eis und Waffeln bestellen. Dies ist schon eher ein würdiger Rahmen für den unvermeidbaren Abschied, der sich nun nicht länger hinaus zögern lässt. Nach einer letzten Umarmung und einigen Tränchen begeben sich Denise und Roger zum Ticketschalter des Fährhafens, während wir zurück zu Henk gehen um Richtung Norden aufzubrechen.


"Sind alle drauf?! Schaut in die Kamera! Halte die Hunde still!! In 10... 9... - Mist!"

Eine intensive gemeinsame Zeit liegt hinter uns und wir haben die vier Wochen mit den beiden sehr genossen. Auch unsere Hunde haben die beiden inzwischen voll und ganz als Mitglieder des Rudels akzeptiert und wir sind gespannt, wie sie darauf reagieren werden, plötzlich wieder mit uns beiden allein zu leben.
Langweilig wird uns aber sicher trotzdem nicht. Mit der Fährfahrt nach Italien inklusive drei aufgeregter Hunde wartet bereits das nächste Abenteuer auf uns...

Die Bilder von unserem gemeinsamen Reiseabschnitt findet ihr hier:
https://photos.app.goo.gl/NbjDUsSTL4KCzsPr9